Neurologie unter dem Hakenkreuz

für Sie empfohlen von Günter Krämer

Der Begriff „Swastika“ ist die im englischen und französischen Sprachraum übliche Bezeichnung für das nationalsozialistische Hakenkreuz. Im Nachkriegsdeutschland war man ebenso wie in Österreich überwiegend bemüht, die aktive Beteiligung vieler Professoren, Dozenten und anderer Ärzte an den grauenhaften Verbrechen während der NS-Zeit zu relativieren und dafür Sorge zu tragen, dass die allermeisten von ihnen ohne oder ohne nennenswerte Unterbrechung ihrer Karriere weiterhin in angesehenen Positionen unterkamen. Stellvertretend für viele seien hier genannt: Walter Birkmayer, Werner Catel, Julius Hallervorden, Jussuf Ibrahim, Berthold Kihn, Ernst Kretschmer, Max Nonne, Kurt Pohlisch, Hugo Spatz oder Werner Villinger.
Lawrence Zeidman (*1978) ist US-amerikanischer Neuropädiater, hat in den letzten Jahren einiges zum Thema publiziert und behandelt in seinem epochalen, 750-seitigen, reich bebilderten und mit Quellen sowie einem sehr guten Sachwortregister ausgestatteten Werk die gesamten Neurowissenschaften. In 14 Kapiteln werden von den Ursprüngen der nationalsozialistischen Verfolgung und Theorien der Eugenik und Rassenhygiene über die „Entjudung“, Nazifizierung und Gleichschaltung der deutschsprachigen Neurologie über die Zwangssterilisation und „Euthanasie“ alle relevanten Aspekte behandelt, auch das Sammeln von Gehirnen und unethischen neurowissenschaftliche Experimente

Dieses Buch ist ein Muss für jede(n) an diesem, von der deutschen Epileptologie bisher weitgehend vernachlässigten Thema. Die Ausstattung ist hervorragend. Unbedingt lesen !


Lawrence A. Zeidman
Brain science under the Swastika - Ethical violations, resistance, and victimization of neuroscientists in Nazi Europe
Oxford University Press 2020
ISBN 978-0-19-872863-4


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